Ein Experiment ist zuende. Von September bis Januar kamen jeden Dienstag nachmittag zuerst acht, später sieben Schüler*innen aus der 4. Klasse der Ganztagsschule Sternschanze ins Fab Lab. 16 Dienstage haben wir gemeinsam gedruckt, gelasert, gebastelt.
Fabulous St. Pauli hatte bereits in der ersten Hälfte 2016 einige Kurse für Kinder und Jugendliche angeboten, im Juli war zum Schuljahresende eine 4. Klasse vorbei gekommen. Bei diesem Besuch entstand, die Idee, ob sich das Fab Lab an den Extrakursen der Sternschanzenschule beteiligen möchte. Na klar, das probieren wir aus, dachten wir uns.
Im September saßen dann zum ersten Mal Batu, Carlo, Ceyda, Ida, Lassya, Max, Morris und Oke an unserem großen Tisch in der Halle. Die Mädchen interessierten sich besonders für Kunst, wie sie sagten, die Jungen vor allem für Computer und Draußen-Sein.
Die anfängliche Ehrfurcht wich schnell einer Vertrautheit, gut so, auch wenn wir (Axel und Niels) uns so manches Mal über die Energie wunderten, mit der einige an manchen Tagen ihre Nickligkeiten untereinander austrugen. Aber wie schon die dänischen Lehrer bei ihrem Besuch im Fab Lab sagten: „Embrace the chaos.“
Was haben wir in den vier Monaten festgestellt?
Nötig wären Spezialversionen von CAD- und Vektorgrafik-Programmen für die Kleinen. Mit nicht mehr Features als nötig. Tinkercad hat ungefähr das richtige Komplexitätsniveau, Inkscape hingegen ist überladen. Die Kinder fanden sich zwar insgesamt erstaunlich gut in der Software zurecht.
Einige verloren aber doch schnell die Konzentration und Lust. Schwupp wurde Youtube angeschmissen, wurden Harry-Potter-Schnipsel oder irgendwelche Gamer in Aktion angeschaut. Warum macht ihr das nicht zuhause, fragen wir. Weil wir das zuhause nicht dürfen, kam die Antwort. Interessant.
Den Gedanken, dass man mit Lasercutter und 3D-Drucke Dinge selber machen kann, fanden die Kinder zwar toll.
Aber langwierig rummodellieren war nicht die Sache von allen. Ein tolles Haus in der Tinkercad-Galerie war verlockender, als selbst eins zu entwerfen.
Grundsätzlich schienen die Kinder keinen Unterschied zwischen analogem und digitalem Fabrizieren zu machen. Beides interessierte sie. Lassya zum Beispiel fing irgendwann an, aus Holzresten eine kleine Bank, ein Schwert und andere Sachen zu bauen. Sie fand das spannender als das digitale Bauen.
Im Nachhinein ist das nicht so verwunderlich. Ein Lehrer erzählte uns kürzlich, dass der herkömmliche Werkunterricht an Hamburger Schulen kaum noch stattfindet. Orte wie Fab Labs würden sich dafür eignen, wenn man die ganze Palette an Werkzeugen, analog und digital, mit reinnimmt. 3D-Druck alleine kann es nicht sein. Handarbeit im weitesten Sinne, Sägen, Hämmern, aber auch Ausmessen, ist wichtig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was man mit den ganzen Händen machen kann, nicht nur mit den Fingerspitzen auf der Tastatur.
Nach dem ersten Herantasten der Kinder an das Fab Lab schlugen wir ihnen vor, eine kleine Stadt zu bauen. Oder richtiger: ein Dorf. Das wuchs dann über die Wochen an. Inklusive einiger Blätter und anderer Fundsachen aus dem Wohlerspark, nachdem Ida gefragt hatte, ob wir nicht auch mal rausgehen können – was wir dann an einem sonnigen Dienstag Anfang November auch taten.
Wir haben den Kurs im zweiten Halbjahr nicht fortgesetzt, weil wir das Gefühl haben, dass für die Altersstufe 9/10 Jahre ein Konzept und eine Ausstattung her muss, die zu diesem Alter passt. Vielleicht braucht es Zeichentabletts und abgespeckte Programme. Mindestens eine Youtube-Sperre im Router. Idealerweise sollte ein Betreuer für drei Kinder da sein. Dann ist auch Gruppenarbeit möglich. Und die Tageszeit sollte auch eine andere sein – werktags nach der großen Mittagspause ist nicht ideal für frickeliges Modellieren am Rechner, wenn man eigentlich gerne weitergetobt hätte. In den kommenden Monaten geht es erst einmal mit den Samstagskursen „3D-Drucken für Kinder“ weiter.