„Inspiration Hamburg“

… heißt die aktuelle Sonderausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte. Es ist die Jahresausstellung der AdK, der „Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg“, die in den letzten Jahren immer in der Handwerkskammer stattfand, jetzt aber einen neuen Ort ausprobiert. Die Hamburger Kunsthandwerker*innen haben sich mächtig ins Zeug gelegt um dem Motto der Ausstellung gerecht zu werden. Manche Inspriration ist leicht nachvollziehbar wie die Hamburgkarte als aufwändige Stickerei auf einem Rock, manches ist humorvolle Anspielung wie die Hamburger Pfeffersäcke und manches sogar politisch wie die Elbphilharmonie aus Keramik, die von einer Klimawandel-Flutwelle verschlungen wird (Keramikathelier – Katharina Böttcher).

Inmitten dieser musealen Welt mit ihren hochglanzpolierten Glasvitrinen steht ein 3D-Drucker. Fast könnte man denken er soll mit seinen Fahrwegen in x,y und z-Richtung ein Container Terminal symbolisieren. Aber Drucker und Künstlerin sind alte Bekannte. Der Drucker ist eine Leihgabe von Charlotte und schon öfters im Fab Lab zur Reparatur gewesen. Auch die Goldschmiedin Birgit Engelmann war schon häufiger zu Gast im Fabulous St. Pauli.

2017 gab es die erste Begegnung auf einer Maker Fair in der Thalia Buchhandlung. Birgit war fasziniert vom 3D-Druck und war bereit sich in die für sie neue Welt des CAD-Designs zu begeben. Fab Lab Mitglieder haben dabei viel geholfen. Im Gegenzug konnte man ihr Atelier an der Hoheluftchaussee besuchen und sich das Goldschmiedehandwerk nicht nur theoretisch beibringen lassen.

Wir konnten dabei lernen, dass Goldschmiede einen dreidimensionalen Körper anfertigen, indem sie flache Silber- oder Goldbleche wölben, schmieden, treiben, die einzelnen Teile zusammenfügen und schließlich miteinander verlöten. Es ist ähnlich wie beim CAD-
Design mit soliden Körpern, die sich in der CAD- Software miteinander kombinieren lassen. Ein für die weitere Bearbeitung interessanter Körper, der sich in der Software finden lässt, ist das Elipsoid. Grund genug für Birgit Engelmann diese Form im CAD-Programm zu erkunden und in ihr Repertoire aufzunehmen.

Doch wie kommt man vom CAD-Modell zum fertigen Schmuckstück? Hier kommen die 3D-Drucker des Fab Lab zum Einsatz, die zunächst ein Modell aus Kunststoff erzeugen. In der Gießerei wird das Modell abgeformt und am Ende in Silber gegossen Der Abguss ist dabei so präzise, dass das typische Rillenmuster des 3D-Drucks am fertigen Ring noch gut erkennbar ist. Anstatt die rauhe Oberfläche glattzuschleifen, hat Birgit Engelmann sie einfach als Designelement einer neuen Ringkollektion verwendet.

Daß sie dafür im April 2019 bereits einen Preis gewonnen hat, hat mit Sicherheit dazu geführt, daß ihr extra für „Inspiration Hamburg“ entworfenes Objekt ebenfalls am Computer entstanden ist. Passend zum Thema der Ausstellung ist es ein Briefbeschwerer von der Waterkant aus Bronze, der ähnlich wie seine großen Brüder aus Stahl mit einer passenden Patina versehen wurde.

„Inspiration Hamburg“ erzählt nicht nur, wie die Hafenstadt inspirierend auf Künstler wirkt, sondern auch wie sich die kreativen Orte innerhalb von Hamburg gegenseitig inspirieren.

Derzeit ist das Museum für Hamburgische Geschichte pandemiebedingt leider geschlossen. Falls die Ausstellung nicht über den aktuellen Lockdown hinaus verlängert wird, können die Schmuckstücke nach Vereinbarung auch direkt im Atelier in Hoheluft besichtigt werden.

abo