Die Idee, Hamburg zur Fab City umzugestalten, hat einen wichtigen Schritt genommen: Im Oktober 2020 wurde der Fab City Hamburg e.V. gegründet, und die Stadt Hamburg fördert 2021 drei konkrete Projekte zur Fab City (mit einer niedrigen sechsstelligen Summe der Behörde für Wirtschaft und Innovation). Unabhängig davon wird dies von einem deutlich größeren, umfangreichen Förderprojekt aus Bundesmitteln, das an der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) angesiedelt ist, flankiert.
Der neue Verein hat folgende Gründungsmitglieder: Fab Lab Fabulous St. Pauli, Welcome Werkstatt, HofaLab, House of All, Code für Hamburg, Libre Solar, Hamburg Kreativgesellschaft, Impact Hub Hamburg, HCAT+, HIWW, Miraico UG, Goldschmiede Killinger und Helmut-Schmidt-Universität.
Wir freuen uns riesig, dass die Idee Fab City Hamburg jetzt gewissermaßen offiziell wird. Denn für uns war immer klar: Es geht nicht darum, dass Hamburg ein oder zwei Fab Labs hat – sondern darum, dass die Idee skaliert, dass eine neue Infrastruktur des Selbermachens daraus wird. Idealerweise irgendwann mit einem Fab Lab in jedem Stadtteil.
Und: Vier Gründungsmitglieder sind im Laufe der Jahre immer wieder in unserem Fab Lab gewesen und haben von dort die Idee weitergetragen und eigene gute Projekte gestartet (HofaLab, House of All, Libre Solar, Welcome Werkstatt). Insofern hat Fabulous St. Pauli in den vergangenen Jahren auch ein bisschen als Inkubator gewirkt.
Fabulous St. Pauli wird, sobald es die Pandemie-Lage zulässt, gemeinsam mit der Welcome Werkstatt das Projekt „Fab City Incubator“ starten. Gesucht werden innovative Ideen, die den Gedanken einer datengestützten Kreislaufwirtschaft (so das Fernziel für 2054) unterstützen. Für die Umsetzung der ausgewählten Ideen steht (aus Mitteln der Behörde für Wirtschaft und Innovation) ein Budget zur Verfügung, mit dem die Prototypen im Fab Lab St. Pauli (im Oberhafen-Exil) und in der Welcome Werkstatt gebaut werden können.
Neben dem „Fab City Incubator“ gibt es noch ein Workshop-Programm, um das sich das HofaLab kümmert, sowie ein Textil-Labor (TexLab), das von House of All aufgebaut wird.
Das flankierende Projekt an der HSU wird von dem 2020 gegründeten dtec.bw, dem Zentrum für Digitalisierung und Technologieforschung der Bundeswehr gefördert. Damit werden mehrere wissenschaftliche Forschungsstellen zum Thema Fab City, die Gründung von sechs weiteren Labs im Hamburger Stadtgebiet, die Entwicklung von Open-Hardware-Maschinen als Startausrüstung der neuen Labs sowie der Aufbau eines „Fab City House“ im Hafen finanziert.
Dieses Projekt ist also zunächst einmal das Forschungsprojekt eines Fab City Hamburg e.V. Mitglieds, aber natürlich mit einem Budget von rund neun Millionen Euro ein sehr umfangreiches und bedeutendes Unterfangen.
Ein Wort an dieser Stelle noch zur indirekt involvierten Bundeswehr. Diese betreibt zwei Universitäten, in München und in Hamburg. Es sind die einzigen Bundesuniversitäten (alle anderen Universitäten unterstehen den jeweiligen Bundesländern), für die aber ebenfalls die grundgesetzlich garantierte Forschungsfreiheit gilt. Wenn dort Forschungsgelder in sinnvolle Projekte investiert werden, ist das erfreulich. Und wir finden: Ein verstärkter, gerne auch wissenschaftlicher Austausch zwischen Bundeswehr und Zivilgesellschaft ist dringend nötig.
Fabulous St. Pauli möchte an dieser Stelle dennoch betonen, dass wir die Nutzung von Fab-Lab-Ausstattung zur Herstellung von wie auch immer gearteten Waffen oder Waffenteilen strikt ablehnen. Wir haben bereits 2013 die internationale Fab Charter (zumindest in der deutschen Version) um einen entsprechenden Abschnitt „friedliche Nutzung“ ergänzt.
Wenn Ihr Fragen, Anmerkungen oder Ideen zur Fab City Hamburg habt, kontaktiert uns gerne. Wir hoffen, dass die Pandemie-Einschränkungen bald nicht mehr so strikt sein müssen und Ihr auch wieder direkt ins Fab Lab im Oberhafen kommen könnt.