Fab Lab Fabulous St. Pauli ist gestern mit dem ITEC Cares Award 2024 in der Kategorie „gesellschaftliches Engagement – Region Hamburg“ ausgezeichnet worden.
Der IT Executive Club würdigt damit die Angebote unseres Labs insbesondere für Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren. Das freut uns riesig. Für uns war immer klar, dass Fab Labs Orte eines kreativen Zugangs zu Fertigungstechnologien für Menschen jeden Alters sein müssen. Gerade Kinder und Jugendlich können hier niedrigschwellig mit 3D-Drucker, Lasercutter und anderen Werkzeugen aktiv werden, wie sie es in Schulen bislang nicht konnten. Das ist wichtig, weil seit Jahren beklagt wird, dass die Begeisterung für MINT-Fächer schwindet – MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik.
Das ist durchaus nachvollziehbar, denn lange sind die MINT-Fächer zu nüchtern und kompliziert vermittelt worden. Das sprach in erster Linie diejenigen an, die eine Neigung zu diesen Fächern haben, der Rest war froh, wenn sie irgendwann nichts mehr damit zu tun haben müssen. Eine hochtechnisierte Gesellschaft wie die heutige kann es sich eigentlich nicht leisten, dass Technologien und damit auch Fertigungstechnologien Spezialist:innen vorbehalten bleiben und alle anderen technisch passive Konsument:innen sind, die akzeptieren müssen, welche Technik ihnen vorgesetzt wird.
Wir haben Fab Labs immer als Orte für einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einem kreativen, souveränen Umgang mit Technik für alle gesehen. Oder, mit Neil Gersehenfeld gesprochen, als Orte für eine Demokratisierung der Technik.
Dazu gehört auch, das MINT/STEM-Paradigma in der Bildung zu erweitern. In den USA wird seit den 2010er Jahren schon nicht mehr von STEM gesprochen, sondern für STEAM, mit A für „arts“, also Künste.
Nicht der Ingienieur, die Ingenieurin ist das Leitbild, sondern der Hacker, die Hackerin – sie gehen kreativ und selbstbestimmt mit Technik um und kommen so mitunter auf ganz andere technische Ideen. Ideen, die besser zu lokalen Bedürfnissen passen und nicht nur zum Wettbewerb in der Globalisierung, die tatsächlich „outside the box“ liegen. Wir nennen solche Ideen auch Citizen Innovation, Bürger-Innovation. Sowohl Institutionen wie Schulen und Volkshochschulen als auch Unternehmen stimulieren eine solche Citizen Innovation kaum.
Fab Labs können das. Deshalb ist es auch wichtig, dass der Betrieb von Fab Labs besser gefördert wird und nicht nur auf den Schultern von Ehrenamtlichen lastet. Einige Länder, zum Beispiel Dänemark, haben das bereits verstanden und verbinden öffentlich geförderte Fab Labs mit Schulen. In Deutschland muss dieser Gedanke erst noch ankommen – hier hören wir zu oft, wir müssten ein Geschäftsmodell für ein Fab Lab entwickeln. Wer das fordert, hat die Idee von Fab Labs, hat die Vision von Neil Gershenfeld nicht verstanden. Aber wir sind guten Mutes, dass sich das noch ändert. Dazu kann auch der heutige ITEC Cares Award beitragen.
Wir bedanken uns herzlich beim IT-Executive Club und The Interface Society (ThIS!) für die Anerkennung und den Preis.
Hier geht es zum Mitschnitt (ab Minute 16:40).
Glückwunsch auch an die Teams vom RoboLab der Bücherhallen und von protechnicale, die ebenfalls für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden!